Langer Morgen mit schwerer Geburt

Über Kitzhaufen und Lammpfannkuchen

Puuhh, was ein Morgen. Also, bevor ich wieder gleich mit der Tür ins Haus falle: Guten Abend Ladys and Gentlemen, ich hoffe, es geht euch allen gut. So, gemütliche Einleitung vorbei, jetzt macht euch mal gefasst auf ein eventreichen Morgen!

Langer Morgen mit schwerer Geburt

Es war ein schöner Morgen, alles verlief easy. Ein paar Geburten hier, ein paar neue Lämmer da, alles wie üblich, den Müttern ging es gut, die Lämmer waren fleißig am trinken. 
Als Hintergrundinformation, am Morgen bin ich meist eine  Stunde, vielleicht 1 1/2 Stunden im Stall, füttern, Heu nachlegen, Stall einstreuen, Herde einmal durch checken. All der Spaß ist meist in einer guten Stunde abgearbeitet. Heute war es eh schon länger, da immer mehr Geburten kamen, die wir natürlich im Auge behalten müssen. Da schauen wir, wie die Mutter sich verhält, in was für einen Abstand die Wehen kommen, ob bei dem Kind dann alles fein ist. Ja, das nimmt schon pro Geburt mal eine knappe halbe Stunde ein. 
Da entdeckten wir die nächste Gaiß, die gleicht werfen sollte, oh, aber was sieht der Cheffe da? Eine Schnauze, die aus der Scheide rausgeschaut? Gar nicht gut! 
Für diejenigen, die es nicht wissen: Lämmer kommen bei einer problemlosen Geburt mit den Vorderbeinen voraus. Dass ein Lamm sich im Laib ihrer Mutter mal verdreht, kann schon vorkommen, aber mit ein paar kräftigen Wehen kann sie das Kind dennoch meist mit wenig Unterstützung von außen zur Welt bringen. 
Tja, bloß blöd, dass bei Anouk die Wehen super unregelmäßig und mit großen Abstand gekommen sind. 
Na toll, was nun? Wie schon mal beschrieben in diesem Blog, können wir durch massieren des Bauches wehenfördernde Hormone ausschütten lassen. Durch weiteres Anheben können die Wehen noch zusätzlich unterstützt werden. Blöd nur, dass all das uns nicht wirklich geholfen hat, es kamen immer noch nur sehr wenige, schwache Wehen. Zusätzlich hatten wir da nun das Problem mit dem falsch positionierten Lamm. 
Nach einen erforschenden Griff stellte sich heraus, dass die Vorderbeine des Lammes nach hinten gelegt waren, wie, wenn man auf den Bauch eine Wasserrutsche runter rutscht und die Hände dabei auf den Rücken legt. 
Mit viel händischer Unterstützung vom Cheffe und unserer Käserin, während ich weiterhin den Bauch im Takt angehoben habe, gelang es uns endlich, dem Kleinen auf die Welt zu helfen. 
Uns war ernsthaft bange, dass es diese Geburt nicht überleben würde, aber es hatte Glück. Wenn auch geschwächt, hat es sich gut auf die Beine gerappelt und fleißig getrunken. 
Mich freut es auf jeden Fall riesig, dass wir der Gaiß helfen konnten. Aber da seht ihr mal, wie schnell sich Eine Stunde auf Vier strecken kann. Zig Geburten und dann noch so eine schwere dazu können den Arbeitstag schon gerne mal in die Länge ziehen. Und das an einem Sonntag! Ich habe mich heute extra dazu entschieden, den Vorgang so einer komplizierten Geburt mal genau zu beschreiben, in der Hoffnung, dass es für euch spannend ist. 

Über Kitzhaufen und Lammpfannkuchen

Ich wollte euch hier mal kurz ein paar Lammhaufen zeigen. Die ganzen Lämmer sind inzwischen richtig am spielen und wuseln durchs Stroh, auch ihre Nickerchen verbringen sie gerne zusammen, guckt euch mal an wie süß dieser Haufen von Zicklein ist! 

Information am Rande: Ziegen stoßen eine Art Schnäuzen/Nießen als Warnruf aus. Wenn dieser ausgestoßen wird, rennt die ganze Herde in eine Ecke und schaut, woher die potentielle Gefahr kommen kann. Es gibt natürlich auch falschen Alarm, z.B. wenn eine hochrangige Ziege Heu in die Nase bekommt und deswegen nießen muss. Manchmal bin ich auch der Auslöser, wenn ich mir die Nase putze. 
Und nun zur den Pfannkuchen: Sehr junge Lämmer sind weder schnell noch trittsicher, weswegen sie, logischerweise, nicht mit der Herde rennen können, wenn die flieht. 
Entsprechend haben sie ihr eigenen Schutzmechanismus, wenn das Warnsignal ertönt. Sie legen sich super flach auf den Boden, alle Beine ausgespreizt in alle Richtungen, um so nah wie möglich am Boden zu sein, und das im Bruchteil einer Sekunde! Das habe ich heute selber heraus gefunden, als ich in einer Schar von kleinen Lämmern stand und meine Nase putzen musste: ZACK!, liegen 5 Lämmer Pfannkuchen-Style auf dem Boden. Das fand ich ganz lustig und ihr hoffentlich auch, sonst fühl ich mich ja recht dämlich, dass ich das gerade so lang und breit erzählt und geschildert habe.

Naja, mit dieser potentiell langweiligen Story verabschiede ich euch mal wieder in den Abend. Meine Damen und Herren, haltet die Ohren steif, Euer Bäcker des Vertrauens.