ELEMENT DER REGENERATIVEN LANDWIRTSCHAFT

Agroforstsysteme sind strukturelle Elemente der regenerativen Landwirtschaft. Diese Form der Landnutzung kombiniert die landwirtschaftliche Produktion mit dem Anbau von Bäumen oder Sträuchern auf derselben Fläche. Neben der Nahrungsmittelproduktion reduzieren sie die Verdunstungsrate des Bodenwassers durch Schattenwurf und Verlangsamung der Windgeschwindigkeiten. Außerdem gelangt durch das herabfallende Laub organisches Material in den Boden und kann zum Humusaufbau beitragen. Durch die Wasserspeicherfähigkeit des Humus und die niedrigere Verdunstung wird mehr Feuchtigkeit im Boden gehalten und die Erosion durch Wind und ablaufendes Wasser reduziert. Das vermehrt vorhandene Wasser und die Nährstoffe aus dem Laub kommen dem Bodenleben und den Ackerkulturen zugute, sodass die Erträge gesteigert werden können. Damit folgen wir der neuen Ackerbaustrategie der EU, nach der Agroforstsysteme einen wesentlichen Teil zur zukünftigen Landwirtschaft beitragen sollen.

Gründe für Agroforst

• Klimaschutz: CO2-Bindung durch Gehölze und Humusaufbau
• Klimawandelanpassung durch Wind-, Verdunstungs- und Erosionsschutz
• Ertragszuwachs durch Mischkultursystem
• Grundwasserschutz durch Nährstoffbindung tiefer Baumwurzeln
• Förderung der Biodiversität
• Ästhetische Aufwertung der Landschaft

Agroforstwirtschaft auf Haus Hülshoff

Bäume zu pflanzen bedeutet, langfristig zu planen und sich zu verwurzeln. Die anfängliche Idee für ein Agroforstsystem auf Haus Hülshoff entstand während unseres Studiums in Göttingen und wurde in zahlreichen Gesprächen und Denkprozessen weiter konkretisiert. So konnten wir bereits im Winter 2021/22, im Gründungsjahr unseres Betriebes, auf der ersten Fläche, der „Hühner-Wiese“, eine Streuobstwiese pflanzen. Ein Jahr später stand das Finanzierungsmodell und die betrieblichen Rahmenbedingungen für die zweite, weitaus umfangreichere Pflanzung: 78 Esskastanien, 99 Walnüsse und 165 Haselnusssträucher fanden ihren Platz auf drei weiteren Ackerschlägen. Im Frühjahr 2024 wurden auf einem weiteren Schlag “Futterhecken” aus Pappeln und Weide angelegt, die zum einen für die Fütterung unserer Ziegen als auch als Energieholz für unsere Hackschnitzelheizung herhalten werden. 
Ziel dabei ist es, unter den Herausforderungen des Klimawandels weiterhin hochwertige ökologische Lebensmittel zu produzieren und gleichzeitig der Natur in ihrer Diversität Raum zu geben.

Keyline-Design

Die Baumreihen auf Haus Hülshoff verlaufen nicht schnurgerade, das fällt sofort auf, doch woran orientieren sich die geschwungenen Formen? Bei der Planung der Systeme waren für uns der Erosionsschutz und der Wasserrückhalt besonders wichtig. Das liegt einerseits daran, dass die bepflanzten Flächen am Hang liegen und zum Teil stark erosionsgefährdet sind. Andererseits wird Wasser in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen und wir müssen dafür sorgen, dass wir sowohl mit zu viel als auch mit zu wenig Wasser klarkommen. Daher haben wir uns entschieden, die Baumreihen nach dem Keyline-Design zu pflanzen. Das Design sieht vor, Strukturen in der Landschaft so anzulegen, dass oberflächlich abfließendes Niederschlagswasser aufgefangen und in der Fläche verteilt wird, wo es langsam versickern kann. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass mit den geschwungenen Linien die Ästhetik der Landschaft gesteigert wird, was uns selbst, aber auch den zahlreichen Touristen, die entlang der Teutoschleifen über unseren Hof spazieren, zugutekommt.

Zukunftsaussichten und Vision für die Region

In den kommenden Jahren werden wir damit beschäftigt sein, die angelegten Agroforstsysteme zu pflegen, d.h. zu wässern, zu beschneiden und die Baumscheiben unkrautfrei zu halten. Außerdem planen wir weitere Systeme zu pflanzen. 2027 rechnen wir mit den ersten nennenswerten Erträgen, die wir über unseren landwirtschaftlichen Betrieb direkt vermarkten wollen. Bis dahin werden wir in Erntetechnik und Verarbeitungstechnik investieren. Neben der ganzen Nuss und Tafelobst möchten wir die Erträge in unserer hofeigenen Eismanufaktur verarbeiten sowie Produktkreationen wie Studentenfutter oder Nussmuse anbieten. Wünschenswert wäre ein Zusammenschluss mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben in der Region, die ebenfalls von der Idee der Agroforstwirtschaft begeistert sind und mit denen die Verarbeitung gemeinschaftlich organisiert werden kann.

Wissenschaftliche Begleitung

Die Agroforstsysteme auf unseren Flächen werden wissenschaftlich begleitet. 
Zum einen durch das „Agroforst-Monitoring“, ein Projekt der Uni Münster, das vor allem auf bürgerwissenschaftliche Methoden setzt. Durch eine Kooperation mit der bei uns auf dem Hof ansässigen Schulklasse “anSchub” werden unser anderem auch Schülerinnen und Schüler aktiv mit in den Forschungsprozess einbezogen. 
Zum anderen im Rahmen des “FulaWi“-Projektes, das unsere neu angelegte Futterlaubhecke untersucht. Hierbei liegt der Fokus auf Nutzungs- und Konservierungsverafhren von Futterlaub aus Agroforstsystemen zur Verbesserung der Nährstoffversorgung und Reduktion von Methanemission bei kleinen Wiederkäuern wie unseren Ziegen. 

Werdet Baumfreund oder Baumfreundin!

Unterstützt uns, die neu angepflanzten Agroforstsysteme in den nächsten Jahren zu hegen und zu pflegen und leistet damit einen Beitrag zu einer diversen und krisensicheren Landwirtschaft!