Lautes Krachen und Knallen erschüttern den Boden und lässt die Wände des Stalles zittern. Die Kraftbraut Aurelie kämpft gegen die riesige Wilma. Eine wahrer Kampf der Titanen! Normalerweise ist der Rang bei den ranghöchsten Ziegen ziemlich etabliert. Aurelie ist die ungeschlagene Platz 1, Wilma teilt sich den 2. Platz mit der garstigen Mathilda und auf Platz 3 ist die mächtige Anne. Diese vier Spitzenreiterinnen bekämpfen sich eigentlich nicht, weil der Rang schon seit langer Zeit in Stein gemeißelt ist. 
Jeder Wurf ist für eine Geiß eine hormonelle Umstellung. Diese Umstellung kann schon mal Kampflust zur Folge haben. Dementsprechend war die vergangene Woche eine ziemliche dicke Luft im Stall, weil viel auf dem Spiel steht! Ein verlorener Kampf kann ein Rangverlust und die damit verbundene Verlust von Futter und Ruheplatzprivilegien zur Folge haben. Im schlimmsten Fall können sich die Ziegen dabei sogar verletzen, was ihren Rang weiter in die Tiefe saußen lässt. Aber am Ende des Tages ist unsere Auri so ein Biest und hat nach über 10 Minuten Ringkampf mit Wilma schließlich gewonnen. Aber es ist wirklich faszinierend, so einen wichtigen Kampf mit anzusehen! So Keilereien von niederrangigen Ziegen sind meist in weniger als eine Minute geklärt. Aber bei so einen Konflikt der Schwergewichte ist es als würde der ganze Stall die Luft anhalten, alle Augen sind auf die Duellanten gerichtet, voller Spannung, wer die neue Führung wird. So ging das die Ganze Woche mit allmöglichen Ziegen, aber diese Kollision der Kolosse war definitiv das Highlight.

Wir haben ja am Anfang schon über die Hormone unserer Mütter geredet und hier möchte ich jetzt expliziert nochmal auf Auri eingehen. Die dreht nämlich gerade völlig am Rad! Sie hat ist super vernarrt in meine Finger und knabbert darauf herum. Das kann frei richtig wehtun mit ihren kräftigen Mahlmern! Unter anderem ist sie super scharf auf die Milch für unser Flaschen-Lamm. Super untypisch, vor allem, wenn man bedenkt, dass wirklich keine andere Gaiß im Stall nur ansatzweiße Interesse an Milch zeigt. Dazu kommt noch, dass sie mir heute mein Strohhut in einem Moment der Unachtsamkeit zerbissen hat! Und danach hat sie den zerfetzten Hut voller Verwunderung angeschaut, wo man förmlich hat rauslesen können: “Wieso ist der Hut den plötzlich so kaputt"?". Naja, aber so ist das halt mit unseren Ladys, da muss man halt auch mal Verluste einstecken können. Um fair zu sein, ein Strohhut ist auch denkbar ungünstig, wenn man Ziegen arbeitet, aber naja.

Für die, die sich wundern, wer unser Flaschen-Lamm ist. Das ist eins der Kinder von Alhambra, die von keiner Mutter adoptiert werden wollte. Dementsprechend füttern wir sie mehrmals täglich mit der Flasche. Um genauer zu sein macht unserer Käserin das, die die gute Darling (das ist der Name von dem Lamm) voll und ganz in ihr Herz geschlossen hat.