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5. 

Walburga und Isolde warteten im Gasthaus. Der Wirt hatte ihnen etwas Brot, Käse und einen Krug Wein in ihre Kammer gebracht, aber obwohl ihre Mägen knurrten, hatten sie das Essen kaum angerührt. Isolde ging in dem kleinen Zimmer auf und ab. Fast war sie mehr wütend als besorgt. 
„Wir hätten ihnen diese unsinnige Idee ausreden sollen“, schimpfte sie und schenkte sich einen weiteren Becher Wein ein. 
Walburga kaute an einem winzigen Brotkanten. „Ich hatte von Anfang an so eine Ahnung, dass Gottfried nicht hätte allein reiten sollen. Aber auf uns hört ja keiner.“ 
„Das wird ein Ende haben!“ Isolde klang grimmig entschlossen.
Da vernahmen sie eilige Schritte auf der Treppe und unmittelbar darauf pochte es heftig an die Kammertür. „Walburga, Isolde, macht auf!“ 
„Es ist Johann!“ Walburga sprang zur Tür, um den Riegel zurückzuziehen. 
Atemlos und mit finsterem Blick trat Johann ins Zimmer. „Gottfried ist da, er sitzt unten in der Gaststube. Und außerdem haben wir Besuch. Es ist wohl am besten, wenn ihr mit runterkommt.“ 
Die Frauen runzelten die Stirn, aber es war vollkommen klar, dass sie jetzt keine Antworten auf ihre Fragen bekommen würden. Deshalb warfen sie sich rasch ihre Schultertücher über und liefen hinter Johann die Treppe hinunter. 
Der Schankraum war groß und es waren nur wenige Gäste anwesend. Johann führte sie zu einem Tisch in einer abseits gelegenen Nische. Dort saß Gottfried – zerzaust und in schmerzhaft verkrampfter Haltung. Drei fremde Männer hatten es sich auf der Eckbank bequem gemacht, die auf zwei Seiten um den Tisch herumlief.
Als sich die Frauen näherten, stand Gottfried etwas mühsam auf und verzerrte das Gesicht, als Isolde ihn erleichtert umarmte. Sein Sturz vom Pferd und der Zusammenstoß mit Phaia hatten eindeutige Spuren hinterlassen. 
Isolde trat einen Schritt zurück und nahm ihren Mann bestürzt in Augenschein. „Meine Güte, Gottfried! Was ist mit dir passiert?“ Aber er winkte nur resigniert ab und setzte sich schwerfällig wieder hin.
Die Fremden starrten die Frauen unverhohlen an. Der Schwarzbärtige erhob sich und deutete eine Verbeugung an. 
„Meine Damen, ich darf mich vorstellen? Mein Name ist Wolfgang.“ Er deutete auf den blonden Mann. „Dies ist mein treuer Freund Friedrich und mein Sohn August.“ Der eindeutig jüngere Rothaarige nickte den Damen höflich zu. 
Isolde und Walburga waren kurz irritiert: Die Höflichkeit gebot, dass alle anwesenden Herren bei ihrem Erscheinen aufstanden, aber für diese Kerle hier galten offenbar andere Sitten. 
Johann rückte ihnen Stühle zurecht und sie nahmen Platz. Während der Wirt nach und nach Wein und Teller mit gebratenem Fleisch, einem dampfenden Linsengericht, Brot und Butter brachte, berichtete Gottfried in kurzen Worten, wie er Phaia begegnet und in höchster Not von den drei Fremden gerettet worden war. 
„Habt vielen Dank, dass Ihr mir meinen Gatten zurückgebracht habt“, stammelte Isolde verlegen. „Aber sagt, woher wusstet Ihr, dass Ihr ihn dort finden würdet?“ 
„Wir wussten es nicht“, erklärte Friedrich und angelte sich mit den Fingern ein Stück Fleisch. „Wir waren in eigener Sache unterwegs und könnten darin schon sehr viel weiter sein, wenn wir nicht auf Ihren Gottfried in Nöten gestoßen wären.“
„Oh…“, mehr fiel Isolde zu diesem unausgesprochenen Vorwurf nicht ein. Gottfried schob ein paar Linsen auf seinem Teller hin und her. 
Der Schwarzhaarige, der sich Wolfgang nannte, schien ein wenig Mitgefühl zu haben. „Es war nicht unser Plan, hier in der Stadt einzukehren. Aber da wir nun schon einmal hier sind, können wir auch die Annehmlichkeiten einer Nacht im Gasthaus genießen.“ 
Damit schnitt er einen großen Kanten Brot ab und fügte hinzu: „Auf Eure Kosten selbstverständlich.“ 
Johann sog scharf die Luft ein, aber die drei Fremden blickten ihn nur belustigt an. 
„Was?“, fragte der rothaarige August und seine Augen lachten schelmisch. „Das könnt Ihr Euch doch leisten!“ 
Sogar Gottfried schaute jetzt auf und Walburga lief vor Ärger rot an. August biss herzhaft in sein dick mit Butter bestrichenes Brot und nahm, nicht eben vornehm, einen großen Schluck Wein direkt hinterher. 
„Ihr stinkt doch meilenweit gegen den Wind nach Geld“, redete er kauend weiter. „Ihr reist in teuren Kleidern, reitet auf kostbarem Sattel, führt eine vornehme Sprache und kehrt einfach ins nächstbeste Gasthaus ein, ohne auch nur zu fragen, was es kostet.“
Isolde ahnte langsam, worauf August hinauswollte (der übrigens äußerst attraktiv sein musste, wenn man ihn in einen Waschzuber stecken und bei einem Barbier vorbeischicken würde …). 
„Ich habe Eure Kutsche im Hof gesehen“, sprach Friedrich jetzt wesentlich ernster als sein junger Begleiter.
Er beugte sich auf den Ellenbogen über den Tisch zu Johann und fragte ihn eindringlich: „Wie könnt Ihr denn des Nachts mit so einer Kutsche, in der auch noch zwei hübsche Frauen sitzen, ganz allein und unbewaffnet durch die Lande fahren?“ 
Johann war einige Sekunden um eine Antwort verlegen. „Äh, ja, hm, so haben wir das noch gar nicht gesehen. Wir sind ja schon viel mit der Kutsche gereist.“
„Ja“, antwortete Wolfgang, „aber sicherlich mit einem Kutscher und einem Diener und bei Tageslicht und mit einem ganz bestimmten Ziel.“
Johann wurde nervös. Diese drei Strauchdiebe reimten sich ein bisschen viel zusammen und er fürchtete ernsthaft, dass sie Geld, viel Geld verlangen würden. Oder noch Schlimmeres vorhätten.
„Reg dich nicht auf, Prinzensohn, oder was du bist“, lachte der junge August und genoss die Situation sichtlich. „Wir tun Euch ja nichts und haben das auch nicht vor.“
„Nein, das haben wir nicht“, sagte Wolfgang. „Aber was immer Ihr vorhabt, Ihr dürft nicht weiter so unbedarft durch die Lande fahren. Wenn Ihr weiter nach Süden wollt, dann kommt Ihr jetzt durch eine Gegend, in der sich Wegelagerer und übles Gesindel herumtreiben. Die große Handelsstraße ist nah und die bringt nicht nur Waren und Geschäftsleute, sondern allerlei unseliges Pack mit sich.“ 
„Oh Gott!“, entfuhr es Walburga. Die drei fremden Männer schauten sie an.
„Und solche Strauchdiebe würden neben Eurer Kutsche und Eurem Geld auch gern noch weitere Beute machen.“ Friedrichs Blick auf die Frauen war nicht zu fehldeuten. 
„Was wollt Ihr von uns?“, fragte Johann jetzt geradeheraus.
„Wir wollen gar nichts.“ Wolfgang hatte sein Mahl beendet und war jetzt dazu übergegangen, sich mit einem Holzsplitter die Reste aus den Zähnen zu pulen. „Wir denken nur, dass Eure Fahrt mit Sicherheit scheitern wird, und wollen Euch warnen.“
„Nehmt Eure Kutsche und Eure Frauen und fahrt wieder nach Hause“, riet Friedrich. „Die Straße ist nichts für feine Damen und unbewaffnete Herren.“ 
Damit schienen die drei alles gesagt zu haben. Sie schenkten sich Wein nach und winkten dem Wirt mit dem leeren Krug, dass er nachfüllen möge. 
Jetzt platzte Isolde der Kragen. „Es ist ja wirklich sehr freundlich von Euch, uns vor den Gefahren zu warnen. Aber ist Euch schon in den Sinn gekommen, dass unsere Fahrt ein wichtiges Ziel haben könnte? Dass wir nicht zum Spaß unterwegs sind, sondern weil jemand dringend unserer Hilfe bedarf?“
„Isolde!“, warf Gottfried warnend ein. 
„Keine Sorge“, antwortete sie, „ich werde den Grund unserer Fahrt nicht verraten. Aber es wäre vielleicht an der Zeit, damit aufzuhören, uns abzukanzeln. Wir haben verstanden! Ja, vielleicht war es unbedarft von uns, einfach so loszuziehen. Aber wir hatten keine Wahl, oder wir hatten schon die Wahl aber alles andere als das, was wir jetzt tun, wäre herzlos und gleichgültig gewesen. Wir können nicht umkehren. Wenn wir umkehren würden, dann könnten wir uns für den Rest unseres Lebens nicht mehr ins eigene Spiegelbild schauen, ohne uns zu schämen.“
Die Runde verstummte. Isoldes leidenschaftlicher Ausbruch hatte bei Walburga, Gottfried und Johann die Einsicht geweckt, dass es tatsächlich so war, wie sie sagte. Es gab kein Zurück. Aufzugeben wäre zutiefst beschämend gewesen und hätte ihnen den Seelenfrieden genommen. Etwas in ihnen war erwacht: Eine Mischung aus Furcht und grimmigem Willen. 
Die drei Männer auf der Bank hatten während Isoldes Rede nach und nach die Brauen gehoben, die Mundwinkel eine Winzigkeit zu anerkennendem Lächeln verzogen und nun nickten sie kaum merklich. 
„Wenn das so ist“, setzte Wolfgang an, „dann können wir Euch guten Rat geben. Aber es wird Euch nicht leichtfallen, ihn zu befolgen.“ 
„Und der erste Rat“, sagte Friedrich: „Esst! Ihr müsst hungrig sein und braucht Eure Kraft. Also seht zu, dass Ihr dieses gute Mahl in Euch hineinbekommt. Wer weiß, wann Ihr wieder an einer so reichhaltigen Tafel sitzt. Es ist nicht an der Zeit, sich zimperlich zu geben.“ Und er schob die halb leergegessenen Schüsseln und Platten auf die Reisenden zu. Diese spürten nun endgültig, wie hungrig sie waren, und begannen zu essen. 
Walburga bemerkte, dass die nachlässigen Tischmanieren der drei Bärtigen ihr Spaß machten, und griff lustvoll mit den Fingern in die fettigen Bratenstücke. Isolde stutzte kurz und tat es ihr dann gleich. Die drei Fremden lachten sie anerkennend an.
Während die beiden Paare aßen, berichteten Wolfgang, Friedrich und August abwechselnd davon, wie sie selbst häufig in Geschäften unterwegs waren. Sie hatten Erfahrung mit langen Reisen, und was sie an wertvollen Dingen mit sich führten, hätte jeden Wegelagerer dazu veranlasst, sie zu überfallen. 
„Bei mir daheim liegt auch so ein feines Wams in der Truhe“, bemerkte August und befühlte den Stoff von Johanns Jacke. „Aber dergleichen nehme ich nie mit auf eine Reise. Die Menschen sollen denken, dass ich irgendein armer Tropf bin.“
„Ihr dürft auf keinen Fall mit Eurer kostbaren Kutsche weiterfahren“, konstatierte Friedrich. Johann dachte entsetzt daran, dass sie mit seiner am wenigsten wertvollen Kutsche unterwegs waren. 
„Am besten reist Ihr zu Pferd“, meinte Wolfgang, „besonders wenn Ihr querfeldein unterwegs seid.“ Sein Seitenblick auf Gottfried war eindeutig. Aber der war nicht willens, zu sagen, warum er allein durch den Wald geritten war. 
„Und wenn Ihr solche Feinde wie wild gewordene Bachen habt“, fuhr Wolfgang fort, „dann wäre es ganz nützlich, die eine oder andere Waffe bei Euch zu haben.“ 
„Mit Schwert oder Degen könnt Ihr wohl nicht umgehen, oder?“, fragte August wenig hoffnungsvoll. 
Gottfried und Johann unterließen es, auf den Fechtunterricht in ihrer Jugend zu sprechen zu kommen. Wahrscheinlich hätte das bei diesen Haudegen nur eine weitere Lachsalve ausgelöst. 
„Pistolen wären gut“, warf August ein. Isolde und Walburga schauten erschrocken. Johann und Gottfried rissen die Augen auf.
„Und vollkommen andere Kleidung, irgendetwas Warmes, aber Verschlissenes“, überlegte Friedrich. 
Jetzt prasselten die Empfehlungen nur so auf sie ein und eine war abenteuerlicher als die andere. 
„Aber ein Problem bleibt“, erhob sich bald die Stimme von Wolfgang über die anderen. Alle schauten ihn gespannt an. „Die Frauen“, sagte er entschuldigend.
Eine kurze Stille trat ein. Aber Isolde, von Wein und gutem Essen beflügelt, lehnte sich aufmüpfig mit den Unterarmen auf dem Tisch vor und sagte: „Dann werden die Frauen eben auch zu Männern!“ 
Johann und Gottfried blieben vor Verblüffung die Münder offenstehen. 
„Genau!“, griff Walburga die Idee auf. „Es ist Winter, man trägt weite Mäntel. Mit ein paar Stiefeln und Hosen sind wir ganz schnell zu Jungs gemacht.“ Ihre Augen blitzten bei dieser Vorstellung.
„Und eure Haare?“ Gottfrieds Frage klang fast bange. Bevor die Frauen drastische Schritte ankündigten, lenkte Friedrich ein: „Zöpfe kann man hochbinden und unter einer Kappe verbergen.“
Gottfried und Johann atmeten auf. Die wundervollen langen Haare ihrer Gattinnen hätten sie schwerer geopfert als Johanns Kutsche. Na ja - fast jedenfalls.
Und so entstand im Laufe des Abends ein Plan. 
Isolde, Gottfried, Walburga und Johann schienen sich erst jetzt wirklich in ein Abenteuer zu begeben. Ihre Mission begann, voll und ganz von ihnen Besitz zu ergreifen. Ein Feuer hatte sich in ihnen entzündet und es wärmte sie, es gab ihnen Kraft. Jetzt, jetzt erst, waren sie wirklich unterwegs.
Kurz vor Mittag des darauffolgenden Tages verabschiedeten sich die vier von ihren gerade erst neu gewonnenen Freunden. Sie standen vor dem Stadttor, durch das sie am Vorabend gekommen waren, und es fielen viele Worte des Dankes. Die Männer umarmten sich und auch die Frauen wurden ganz unstandesgemäß von den drei Bärtigen herzlich an die Brust gedrückt. Segenswünsche flogen von Mund zu Mund und schließlich setzte sich ein kleiner Zug von vier Reitern mit einem Packtier die Straße entlang nach Westen in Bewegung. 
Die Wolken hingen tief und eilten in beträchtlichem Tempo über den Himmel. Ein starker Wind wehte und Isolde und Walburga zogen ihre ungewohnt groben Kapuzen tiefer ins Gesicht. Aber ihr Hauptaugenmerk war darauf gerichtet, sich auf das Reiten zu konzentrieren. 
Ihre drei Freunde hatten fünf kräftige Ponys für sie ausgesucht, die ihnen im Gelände mehr nützen würden als große Reitpferde. 
Walburga und Isolde waren beide ausgezeichnete Reiterinnen, hatten aber offiziell immer nur im Damensattel auf einem Pferd sitzen dürfen. Nur ganz privat und heimlich hatten sie das Reiten mit einem Bein auf jeder Seite geübt. 
Jetzt genossen sie es, in praktischen Hosen auf richtigen Sätteln zu sitzen und die braven Ponys gescheit dirigieren zu können. Sie lachten über die skeptischen Blicke ihrer Männer. Es war eine Wohltat, nicht ununterbrochen meterweise Stoff um sich herum sortieren zu müssen – obwohl sie sich in den Männerhosen um die Hüfte herum ziemlich nackt vorkamen. Aber zum Glück hatten sie lange Jacken und Mäntel an. Ihre Füße steckten in abgetragenen Stiefeln mit kniehohen Schäften.  
Auch Gottfried und Johann hatten die Kleidung gewechselt. Nur ihre feine Leibwäsche und die Stiefel hatten sie behalten, auf denen, zu ihrem Leidwesen, ihre drei Freunde eine Weile im Straßenstaub herumgetrampelt waren, damit sie nicht so neu aussahen. Als Oberkleidung trugen sie schon benutzte Stücke aus abgewetztem Leder und ausgeleierter Wolle. 
Aber sie waren alle vier erstaunt, wie bequem und warm diese einfache Kleidung war. All die Borten und Knöpfchen, weiten Ärmel und Röcke, die Spitzen und Troddeln waren unterwegs doch ausgesprochen hinderlich gewesen.
Schweren Herzens hatten sie ihre fünf guten Pferde in die Obhut des Wirtes gegeben und eine Nachricht nach Hause geschickt, dass der Pferdeknecht sowohl die Kutsche als auch die Tiere abholen möge. Johann hatte dem Wirt eine horrende Summe zahlen müssen. Einerseits als Miete für Stall und Kutschunterstand, andererseits als Schweigegeld. 
Die Kleider und anderen Ausrüstungsgegenstände hatten Wolfgang und sein Sohn ihnen besorgt.
Auf dem Lastenpony und auch hinter ihren Sätteln führten sie alles mit, was sie jetzt noch hatten: dicke Wolldecken, vier Steinschlosspistolen, Schwarzpulver, Feuerstein und Zunder, einige Messer und Spieße, ein Töpfchen mit Salz, einen Kochtopf, haltbare Vorräte zum Essen und frisch gefüllte Wasserschläuche. 
Die Männer trugen auf ihren Rücken Pfeil und Bogen, falls sich die Gelegenheit zur Jagd ergeben würde. Die Frauen hatten in Windeseile die Ränder ihrer Wolldecken mit hohlen Nähten versehen, in welchen sie ihre Münzen transportierten. Auch im Mehl, zwischen den getrockneten Bohnen und in den Sätteln war Geld versteckt.
Wolfgang, Friedrich und August hatten ihnen hunderte von Ratschlägen mitgegeben: „Sprecht mit niemandem, wenn es nicht sein muss. Gebt Euch missmutig. Bezahlt auf Märkten und unter vielen Menschen immer nur in Kupferpfennigen. Dreht jede Münze zweimal um, bevor Ihr sie hergebt. Zeigt Euch geizig und knauserig. Achtet darauf, Euch schlecht zu benehmen! Ihr dürft niemandem zeigen, dass Ihr feine Sitten beherrscht. Rülpst und kleckert, fasst alles Essen mit den Fingern an. Sorgt für schwarze Fingernägel. Wascht Euch erst, wenn es anfängt zu jucken. Idealerweise solltet Ihr stinken. Meidet Städte und Gasthäuser. Meidet jedes Zusammentreffen mit anderen. Haltet die Pistolen schussbereit.“
Sie versuchten, sich alles zu merken, und nun ritten sie auf ihren Ponys die Straße entlang. Es sollte ein Leichtes sein, die Stelle wiederzufinden, an der Gottfried am Vorabend seine Begegnung mit Phaia gehabt hatte.
Allerdings schien sich der Himmel zusehends zu verdunkeln, als wäre es bereits später Nachmittag. Gottfried hielt mit einer Hand seine flatternde Kapuze, während er zum Himmel aufschaute und den anderen zurief:
„Ein Sturm zieht auf!“  

 
Fortsetzung im nächsten Kalendertürchen. 


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